„Kann mir nur zu lebhaft vorstellen, wie schrecklich das für sich sein muss, dir aus deinem fröhlichen, schönen Leben heraus das Elend anderer Leute vor Augen führen zu müssen. Ist unangenehm, hm?“
Rui sah glücklich aus. Glücklich, und wunderschön, umgeben von diesen Blumen, die im vagen Licht von ein paar Straßenlaternen in der Ferne ihre Farbe nur noch erahnen ließen.
Fünf Fotos später erstickte Noct ein Lachen in seiner Uniform, und auch Prompto lachte, laut genug, dass er Sorge hatte, dass sie Ignis und Gladio dazu bewegten, rauszukommen und nachzusehen, was hier los war.
Größtenteils war Bokuto Koutarou berechenbar.
Sehr berechenbar.
Und dann gab es Tage, diese wenigen Tage im Jahr, in denen er plötzlich überhaupt nicht mehr nach der typischen Formel funktionierte und einfach nichts mehr Sinn ergab.
Nach Akiras riesiger Abschiedsparty war der Alltag wiedergekehrt mit der Wucht eines Fastballs mitten ins Gesicht, und mit einem Blinzeln waren die Frühjahrsferien vorbei, bevor irgendeiner ihrer Pläne wirklich in die Tat umgesetzt werden konnte.
Er wollte keiner dieser Erwachsenen sein, die wehrlose Kinder sich selbst überließen, weil sie nur ihr eigenes Leid sehen konnten.
Er musste es auch nicht. Er hatte das Geld, um sich zu kümmern.
Die Statue Miphas, die inmitten des Dorfes aufragte, ließ ihn innehalten. Es dauerte einen Augenblick, bis ihm bewusst wurde, dass auch Zelda neben ihm stehen geblieben war.
Lilly warf noch einen Blick in den Spiegel. Hinter ihr schnaufte Fünkchen entnervt. Sie blinzelte es entschuldigend an, dann holte sie tief, tief Luft.
„Los geht’s.“
Der Stein, der nun immerzu auf seiner Brust ruhte, erinnerte ihn in jedem wachen Moment – und in so manchem Traum – daran, dass er eine Gegenleistung erbringen wollte für dieses kostbare Geschenk.
Es war der letzte Tag des Trainingscamps. Wie oft hatte Morisuke das jetzt schon erlebt? Diese unterschwellige Aufbruchsstimmung, einhergehend mit der drückenden Erkenntnis, dass sich jetzt Wege trennten, auf denen man gern gemeinsam gewandert war.
Es war immer dasselbe. Seit nunmehr über zwei Jahren schlug sie diese verzweifelte Schlacht gegen ihr Team, weil sie einfach nur von Banausinnen umgeben war.
Das vierte Mal, das er versuchte, betont langsam und ruhig ein und aus zu atmen, verschluckte er sich an der Erinnerung an die furchtbare Mütze, die er einmal getragen hatte, um seine neue Haarfarbe zu verstecken.
Jetzt, wo er die Gelegenheit hatte, dem ganzen Theater beizuwohnen, wünschte er sich, er hätte es sich sparen können. Es war weit nervenaufreibender als er gedacht hätte, wenn man selbst davon betroffen war.
Nach dem ersten Schock merkte er, dass Cynthias Lachen immer noch genauso klang wie früher, und dass Morgan immer noch die gleiche, überschwänglich lebhafte Art hatte, zu sprechen, und alle Fremdheit zerstob wie ein Büschel Herbstlaub im Sturmwind.
Dass sich irgendwann zwischen Weihnachten und Silvester dann trotzdem Lev in sein Neujahrsgepäck schlich, war reiner Zufall und hatte rein gar nichts mit Kuroos lächerlichen Weisheiten zu tun.