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Shadow Scythe

Wenn der Tod die Nase voll hat
von

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III
 

Die plötzlich auftretende Stille in der Schalterhalle war mehr als nur gespenstisch. Wobei... das war nur Einbildung. Eigentlich schwiegen nur die beiden Kobolde vor ihm. Alle anderen gingen ihren gewöhnlichen Geschäften nach.

„Ein Mortis“, murmelte der jüngere Kobold entsetzt. Er zuckte merklich zusammen als Gin einen leichten Schritt nach vorne ging.

Eigentlich sah er aus wie jeder gewöhnliche Mensch.

Jedoch... das bemerkte der junge Kobold Giron jetzt wo er so dicht bei ihnen stand- dieser Mann hatte keinen Puls. Er atmete nicht und hatte auch keine Körperwärme.

Ein lebender Toter?

Oder doch ein Magier?

Die Grenzen sind fließend. Jedenfalls bei Ministri Morti.

„Ich erinnere mich.“ Rangakons Stimme holte den jüngeren aus seinen Überlegungen. „Vor 2000 Jahren wart Ihr schon einmal hier. Ihr habt ein Schließfach erhalten.“

„2000 Jahre? Ist es wirklich schon so lange her?“

Der alte Kobold lächelte leicht. „Für Euch ist das keine lange Zeit, aber für jemanden wie mich.“

Sein Lächeln verschwand und sein Ausdruck wurde müde. Erschöpft.

„Zu lange für einen Kobold“, murmelte er, „Damals war ich stolz, dass Ihr mich erwählt habt. Aber nun bin ich müde.“

Er blickte den Silberhaarigen an. „Wenn ihr das habt, weswegen ihr hier seid, könnt ihr mich erlösen? Ich habe schon viel zu lange gelebt.“

Gin lächelte kalt. „Natürlich. Aber erst brauch ich meine Werkzeuge.“

 
 

-o-
 

Mit einem dieser Karren fuhr eine Gruppe tief hinunter. Vorbei an Drachen und Magischen Barrieren. So tief dass es kein Licht mehr gab. Es war nur noch ein tiefes dunkles Loch durch das sie hindurch fuhren. Der alte Kobold wusste dass es eine magische Vorkehrung war. Es gaukelte einen ewig langen Tunnel vor. Wenn sie weiter in dem Karren bleiben würden, würden sie bald ankommen.

Endlich stoppte die turbulente Fahrt sodass sie aussteigen konnten.

Vor ihnen war ein gewaltiges schwarzes Tor. Zehn Meter hoch und fünf breit und komplett aus schwarzem Kristall gefertigt.

Aber es hatte keine Angeln, kein Schloss oder gar einen Türgriff.

„Wie wird es geöffnet?“ fragte ein junger Kobold neugierig.

„Der Raum verschwindet wenn das Tor geöffnet wird“, murmelte Rangakon.

„Das ist nicht ganz wahr“, erwiderte Gin. „Es hat nie einen Raum gegeben. Daher kann er auch nicht verschwinden.“

Seine grünen Augen ruhten auf der Kristallstruktur des Tores. „Was ich brauche ist in dem Tor selbst versteckt.“

„Den Akten nach habt Ihr noch eine große Menge an Gold und Juwelen in Gringotts“, murmelte der junge Kobold, „Sind die auch hier?“

„Nein“, antwortete Rangakon. Die sind in den oberen Verliesen.“ Seine halbblinden Augen liefen zu dem Tor. „Was sich hier befindet kann selbst in den Hochsicherheitsverliesen nicht Ordnungsgemäß untergebracht werden.“

„Ihr werdet auch saubere Papiere brauchen wenn Ihr länger hier verweilen wollt“, meinte ein Verwaltungskobold. „Ich werde Euch welche verschaffen, und ich nehme an Ihr wollt den Namen der hier eingetragen ist?“

„Das wäre nicht schlecht“, lächelte der silberhaarige Mann eiskalt, „Dann hätte ich zumindest eine Identität.“

Er ging auf das Tor zu und holte den Schlüssel aus den Untiefen seines Mantels. Er hielt ihn in der linken Hand und hob ihn auf Brusthöhe.

Der Schlüssel begann zu glühen und zerbarst in einem Lichtblitz.

Sekunden später tauchten Risse auf dem schwarzen Kristall auf und das Tor begann ebenfalls zu brechen.

Alles wurde in gleißendes Licht getaucht. So grell dass die Kobolde ihre Augen schützen mussten. Als sie wieder sehen konnten, war der Kristall verschwunden.

Zwei Gegenstände hingen nun in der Luft.

Der erste, kleinere, war ein etwa fünfzehn Zentimeter langes Silbernes Kreuz das mit Diamanten verziert war. Der silberhaarige Attentäter griff es und steckte es in eine Schlaufe an seinem Gürtel und verbarg es unter seinem Mantel.

Der zweite Gegenstand war eine massive Sense. Ihre glatte Klinge hatte einen kleinen Zwilling auf der gegenüberliegenden Seite des Schaftes, der wie eine menschliche Wirbelsäule geformt war. Eine Schädelfratze hielt die Klingen am Schaft.

Er schwang sie kurz durch die Luft um sie auszutesten, dann ließ er sie in schwarzen Nebel verschwinden.

Der Attentäter drehte sich zu den Kobolden um.

„Nun zu euch“, lächelte er dabei. Jedem anderen wäre sofort das Herz stehen geblieben. Der Silberhaarige zog das Kreuz aus seiner Gürtelschlaufe und hielt es vor den alten Kobold Rangakon. „Dein Lohn für deine Dienste. Mögest du nun endlich in Frieden ruhen.“

Der Kobold lächelte zufrieden als er von einem Strahl aus gebündeltem Licht getroffen wurde und sich in winzige leuchtende Partikel auflöste.

Erst dann wandte sich Gin an die übrigen Kobolde. „Nun. Ich bräuchte noch etwas Geld.“
 

-oOo-
 

Gegen Mittag war der Attentäter endlich wieder in der Nokturngasse zurück. Er mochte die Winkelgasse nicht besonders mit ihren Hexen und Zauberern. Die Nokturngasse mit ihren zwielichtigen Gestalten gefiel ihm viel besser. Langsam schritt er die dunkle Gasse entlang bis er endlich vor einem Zauberstabladen stehen blieb. Es wäre vielleicht intelligent, wenn er sich solch ein Werkzeug besorgen würde. Es würde seine Kräfte fokussieren und dabei nicht so auffällig sein wie seine Kreuze und die Sense.

Außerdem sind Zauberstäbe praktische Allzweckwerkzeuge, geeignet um, zum Beispiel, anderen Leuten die Augen auszustechen oder sie aufspießen oder sonst solche Sachen.

Er brach die Gedanken an der Stelle ab, an der er sich vorstellte, irgendwelche arme Teufel zu erdolchen.

Er betrat den etwas heruntergekommenen Laden. Typisch. Wie praktisch alle Läden war auch dieser hier bis unter die Decke mit Gegenständen voll gestopft. In diesem Fall, kleine Schachteln und Kistchen und verschiedene andere Dinge.

Ein älterer Magier mit dunklem, an den Schläfen schon silbernerem Haar.

„Wie kann ich Ihnen helfen, mein Herr?“ fragte er mit einer dünnen Stimme. „Reparatur? Oder Eichung?“

„Weder noch“, war die Antwort, „Ich brauche einen neuen.“

Der Mann betrachtete seinen grünäugigen Kunden. Gin bemerkte den Blick und fügte hinzu: „Ich war leider aufgrund einiger Umstände gezwungen meinen alten zurückzulassen.“

„Ich verstehe.“

Er sah ihn an. „Links- oder Rechtshänder?“

„Links.“

Der Zauberer gab ihm eine schwarze Platte. „Legen sie ihre Hand da drauf“, sagte er, „Dann werde ich den passenden Stab suchen.“

Gin war irgendwie an einen Fingerabdruckscanner erinnert. Erstaunlich wie sehr sich diese beiden Welten ähnelten.

Nach einem kurzen elektrischen Schock (oder etwas dass sich ähnlich anfühlte) verschwand der alte Mann zwischen den Schränken. Einige Momente später tauchte er wieder auf und übergab seinem Kunden einen Zauberstab.

Kaum als der Silberhaarige das Gerät berührte, schwammen Schatten um ihn herum, bildeten einen schwarzen Nebel und krochen über den Boden und die Wände.

„Interessant“, murmelte der Zauberer. „Solch einen Zauberstab habe ich noch nie verkauft. Weide. Der Kern ist aus Knochenstaub eines magischen Wolfes.“

„Wie viel?“

„10 Galeonen. Für einen kleinen Aufpreis erhalten sie ein Holster.“

„Ich nehme es. Den Holster auch.“

 
 

-o-
 

Nachdem er sich in einem Buchladen eine Füllfeder und schwarze Tinte besorgt hatte, war Gin zurück in seiner Unterkunft in der ‚Schwarzen Rose’. Dort stand er am Fenster und schaute auf die Straße hinaus. Die ‚Rose’ war ein gutes Wirtshaus. Kunden, die ihre Zeche zahlten waren gerne gesehen, solange sie nichts taten, das den Ruf des Hauses schädigte.

Er war nun bereits mehrere Tage dort und hatte vom Wirt und mehreren Gästen verschiedene Sachen über die Lage in der Magierwelt erfahren. Sehr schnell hatte er somit festgestellt, dass er das Ministerium verachtete. Mehr noch als er Shuichi oder Vermouth verachtete. Und das will etwas bedeuten.

Er klappte das Buch ‚Verteidigung gegen dunkle Künste’ zusammen und sah hinaus. Draußen flogen ein paar Eulen vorbei. Gin hob die Augenbraue. Er würde auch bald einen Botenvogel gebrauchen.

Aber am besten einen, der mit dem Tod in Verbindung stand.

Er seufzte auf und stand auf, öffnete das Fenster. Schatten wirbelten um seinen Körper, die Kristalle and den vier Kreuzen leuchteten auf.

Er benutzte eine Technik, die er schon seit Jahrhunderten nicht mehr eingesetzt hatte.

Er wechselte in die Welt der Schatte über. Eine Welt die nur von Geistern bewohnt wird.

Innerhalb von Sekunden wurde sein Körper zu Rauch und Schatten, seine Körperform verschwand.

Er wurde ein körperloser Schatten, schoss durch das geöffnete Fenster und wirbelte herum.

Kein Wesen bemerkte ihn, also würde sich keines von ihnen eignen.

Und plötzlich entdeckte er eine Krähe näher kommen.

Innerhalb von Sekunden kehrte er zurück in die reale Welt, zurück in sein Zimmer.

Aber er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte.



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