Out of Place von Nordwind (Eine Frage des Vertrauens) ================================================================================ VIER ---- Erstmal möchte ich bei allen entschuldigen, die auf dieses Kapitel gewarzez haben. Es tut mir wirklich Leid, aber ich musste zunächst einige andere Projekte abschließen. Ich denke, dass es ab jetzt schneller gehen wird, da die nächsten Kapitel eigentlich schon fertig sind und nur noch aufe eine kurze Grammatiküberprüfung warten. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! VIER| Die Nachtluft war frisch und angenehm kühl. Ein Dutzend Straßenlaternen beleuchteten den mit groben Steinen gepflasterten Weg zum Hotel hin. Sie standen jedoch soweit auseinander, dass es zwischen den grellgelben Lichtkegeln, die die Neonröhren auf das Pflaster warfen, immer einen breiten Schattenstreifen gab. Man ging also zunächst durch grelles Licht, dann durch einen Schatten, wiederum durch Licht und so weiter. Das leise Rascheln der Blätter an den dürren Ästen der Ahornbäume unterstrich die Stille der Nacht. Dabei war es gar nicht so still. Von der Straße her konnte man das Rauschen der vorbeifahrenden Autos hören, aus dem nahe gelegenen Park hallte ein helles Lachen herüber und irgendwo auf einem Ast saß ein Vogel, der laut in die Dunkelheit hineinrief. Es war diese seltsame Großstadtstille, denn an einem Ort wie diesem wurde es niemals wirklich still und so musste man sich mit dem abgeben, das am ehesten herankam. Kai machte das an sich nichts aus. Er kannte diese Stille inzwischen und hatte sich an sie gewöhnt. Zunächst war sie ihm viel zu laut vorgekommen. So laut, dass er nachts nicht hatte schlafen können. Das war in den ersten Monaten gewesen, die er außerhalb der Abtei verbracht hatte, als er zu seinem Großvater nach Tokio gezogen war. Die Stille in der Abtei war anders gewesen. Stiller, geräuschloser, vollkommen geräuschlos. Ab und zu einmal die dumpfen Schritte eines Wächters, das Schlagen einer Türe oder ein, zwei geflüsterte Worte. Nichts weiter, nur reine, absolute Stille. Kai ging weiter in Richtung des hell beleuchteten Hotels. Er hörte die Schritte noch ehe er die vier Gestalten sah, die auf ihn zu gerannt kamen. Er brauchte sie aber auch gar nicht zu sehen, denn er hatte sie längst erkannt. Er war immer gut darin gewesen sich Klänge und Geräusche zu merken. Er erkannte die meisten Personen, denen er einmal begegnet war, anhand des Klangs ihrer Schritte. Es war ganz einfach. Die lautesten Schritte gehörten unverkennbar Tyson. Sie waren ungleichmäßig, manchmal zu lang, manchmal kürzer, glichen einem schnellen Stampfen und waren nicht zu überhören. Max, der folgte, machte lange, gleichmäßige Schritte. Ray, der mit dem Blonden ungefähr auf gleicher Höhe sein musste, war kaum zu hören. Er war mit einiger Sicherheit der schnellste der Gruppe, hielt sich aber offenbar zurück. Seine Schritte waren leicht, bainahe sanft, katzengleich. Kenny, der mit einigem Abstand folgte, machte kleine Trippelschritte und stolperte einmal. Wahrscheinlich hielt er seinen Laptop im Arm. „Kai!“ Oh, Großartig. Wer bisher noch nicht mitbekommen hatte, dass Kai in der Stadt war, wusste es spätestens jetzt. Kai unterdrückt einen Fluch und blieb stehen. Es war ohnehin zu spät für eine Flucht und abgesehen davon hätte es dämlich ausgesehen, wenn er einfach kehrt gemacht hätte und davongelaufen wäre. Seltsam, die Vier auf einem Haufen zu sehen, gewohnt und doch seltsam. Kai wusste, dass sowohl Max als auch Ray das Team verlassen und in ihre Heimmannschaften gewechselt hatten. Max zu den AllStarz und Ray zu den White Tiger. Kai hatte von Anfang an vermutet, dass es eines Tages so kommen würde, nur hatte er gedacht, dass es viel früher geschehen würde. Da war das Pflichtgefühl dem Team gegenüber wohl doch größer gewesen als vermutet. Was ihn überhaupt nicht wunderte war, dass die Vier alleine kamen, ohne Anhang in Form irgendeiner anderen Mannschaft. Wer würde ihn schon begrüßen wollen? Er musste momentan die Hassperson Nummer Eins sein. Sogar noch vor den Demolition Boys, denn die waren immerhin von Anfang an die ‚Bösen’ gewesen und er selbst war nur der Verräter, der die Bitbeasts seiner ‚Freunde’ (die er persönlich nie als Freunde bezeichnet oder auch nur angesehen hatte) gestohlen, sich dem Bösen bedient und dann, als er wieder auf der Seite der ‚Guten’ stand, auch noch sein Match verloren hatte. Man musste ihn einfach verachten und hassen. Nicht, dass es ihn störte. Alle Personen, die ihm entfernt etwas bedeuteten hatte er nun getroffen, alle anderen bedeuteten ihm nichts. Gar nichts. Weder die White Tiger noch die AllStarz. Tala, Mr. Dickenson und Tyson mitsamt Anhang an einem Abend direkt aufeinander folgend war definitiv genug. An der Grenze zum Unerträglichen. „Kai!“ Sie hatten ihn schließlich erreicht, alle vier, und waren direkt vor ihm stehen geblieben. Tyson lachte, Max grinste sein breites Dauergrinsen, Ray lächelte schief und Kenny verbarg die untere Hälfte seines Gesichts hinter Dizzy. Ein ganzes Jahr war vergangen und er erkannte auf den ersten Blick, dass keiner von ihnen sich verändert hatte. Überhaupt nicht. „Hey, Kai, du hättest dich ruhig mal melden können!“ wollte Tyson wissen und verzog dabei übertrieben beleidigt das Gesicht. „Man, wo bist du das ganze Jahr gewesen?“ Ja, wo war er das ganze Jahr gewesen? Was sollte er ihnen sagen? Oder besser, was wollten sie hören? Nicht die Wahrheit. Natürlich nicht. Die meisten Menschen zogen die Lüge vor. Die Wahrheit war, dass er sich versteckt hatte. Versteckt wie eine Maus in ihrem Loch wenn sie das Fauchen der Katze hört. Das mit dem Loch war gar nicht so einfach gewesen. „Moskau.“ antwortete er schließlich und schob die Hände in die Hosentaschen. Einen Moment lang hatte er sie vor der Brust verschränken wollen, hatte es dann aber bleiben lassen. „Moskau?“ wiederholte Ray überrascht. „Warum denn in Moskau?“ Kais Blick wanderte bedacht langsam zu dem Chinesen hinüber, dessen goldene Augen ihn scheinbar prüfend musterten. Nur scheinbar, denn ihm würde nichts auffallen, er würde nichts erkennen können, nichts prüfen. Kai hingegen las in den goldenen Augen beinahe wie in einem offenen Buch. Während sich die anderen Drei nur darüber wunderten, was ihn den ausgerechnet nach Moskau verschlagen hatte, hatte Ray bereits eine gewisse Ahnung, mit der er wahrscheinlich relativ ins Schwarze traf. Genau deshalb würde er Kai auch nicht die eher vage Antwort auf seine Frage ohne weiteres abkaufen, aber das war egal. Es war egal, Ray brauchte die Antwort nicht zu wissen, genauso wenig wie Tyson, Max oder Kenny. Er brauchte sie nicht zu wissen, auch wenn er in die richtige Richtung vermutete. Vielleicht würden sie ihm nicht einmal glauben, wenn er ihnen die Wahrheit sagen würde. Vielleicht würden sie ihm gar nicht glauben, dass er das letzte Jahr mit einem falschen Ausweis unter einem falschen Namen in einer kleinen Stadt nahe Moskaus gelebt und Büchsen in die Regale eines kleinen Billigsupermarktes einsortiert hatte. Ein Jahr mit unter Makeup verdeckten Dreiecken, dunkler getönten Haaren und ohne ein einziges Mal zu beybladen, ein Wort Japanisch zu sprechen oder auch nur einmal seinen wahren Namen zu nennen. Und das alles nur um sich zu verstecken. Zu verstecken, bis er zumindest volljährig war und man ihn auf keinen Fall mehr dazu zwingen konnte zu seinem Großvater zurückzukehren. Es war eigentlich ganz angenehm gewesen zu leben ohne erkannt zu werden, ohne irgendwelchen Erwartungen gerecht werden zu müssen, ohne dass ständig irgendwer an ihm herumnörgelte, weil er nicht so war, wie es andere gerne hätten. Kurz, er hatte seine Ruhe gehabt und er hatte es genossen. Er hatte nie viel zum Leben gebraucht und sein knappes Gehalt hatte gerade so ausgereicht. „Verwandte besuchen.“ antwortete er schließlich knapp ohne zu blinzeln oder die Augen von denen Rays abzuwenden. Der Chinese glaubte ihm kein Wort, aber das war egal. Völlig egal. „Mein Großvater ist nicht der einzige Mensch, den ich kenne.“ fügte er hinzu, als er die verblüfften Blicke der anderen drei auf sich spürte. Die Einladung und die Nachricht darauf waren ihm gerade recht gekommen. Er hatte es nie gemocht sich verstecken zu müssen und er hatte immer gewusste, dass er dieses Leben nicht für immer leben konnte. Es war gut gewesen und nun war es gut, dass es vorbei war. Er war zurück und alle anderen Figuren auch. Das Spiel konnte von neuem beginnen und dann würde es vielleicht endlich zu Ende sein und er würde ein richtiges Leben beginnen können. Irgendwann. Vielleicht. „Hey!“ rief Max plötzlich, der beschlossen zu haben schien, dass es besser war Kais Worte nicht zu hinterfragen. „Wie wär’s, wenn wir das feiern, dass wir endlich wieder mal alle zusammen sind?“ „Klasse!“ erwiderte Tyson begeistert. „Wir können Hilary und Daichi holen und Pizza bestellen!“ Kai achtete nicht weiter auf das Gespräch, sondern ging einfach an der Gruppe vorüber weiter in Richtung des Hotels. „Hey, Kai“, rief Ray ihm nach. „Willst du nicht mitkommen.“ Auch die anderen drei sahen ihm überrascht nach. „Nein, Danke.“ antwortete Kai nur. Und da hatten sie gehofft, er hätte sich nach alldem verändert. ~~~ Ich mag keine Überbrückungskapitel und kann sie auch nicht wirklich schreiben (hab ich glaub schon öfter gesagt). Ich mag auch dieses hier nicht besonders, aber ab jetzt wird es besser werden und vor allem wird die Geschichte endlich ins Rollen kommen. Vielen Dank fürs Lesen, Nordwind Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)